Die Entstehungsgeschichte der Vespa Generation XI
Zu unserem 20 jährigen wollten wir ein besonderes Projekt auf die Beine stellen. Bis Anfang Januar gab es nur die Idee als solche und keine konkreten Vorstellungen was genau es für ein Roller werden soll. Klar ist nur, bis zur Custom Show in Ried/Österreich am 25.02.2012 soll der Roller fertig sein. Also eine durchaus sportliche Zeitvorgabe um einen kompletten Custom Roller von NULL an aufzubauen.
Startschuß war der Montag 09.01.2012
Roller zerlegen
Wir haben uns für eine fahrtaugliche Vespa Primavera ET3 als Basis entschieden. Die Schöne wurde komplett zerlegt….
…. und nach erfolgreicher Schlachtung geht der Rahmen und alle Blechanbauteile zum Sandstrahlen. Das Trittblech und der Rahmentunnel geben Anlass zur Sorge, denn erst nach dem Sandstrahlen kann man erkennen wieviel Blech noch übrig bleibt.
Solange der Rahmen beim Sandstrahlen ist, kann man sich Gedanken um den “Rest” machen. Hoffentlich bleibt genug vom Rahmen über :-). Da die Fahrtrichtung in diesem Projekt “Racer” ist, ist eine Scheibenbremse unumgänglich. Vielleicht sogar vorne und hinten?
Um eine Scheibenbremse vorne verbauen zu können, benötigen wir eine PK-XL Gabel .
Die orginale ET3 Gabel lässt einen solchen Umbau nicht zu. Abgesehen davon haben wir beim Thema PK-Stoßdämpfer auch noch etwas in Vorbereitung.
Beim Motor entscheiden wir uns für ein komplettes CNC-Gehäuse von Gernot Penn, der mit seinem Lable GP-One schöne CNC Teile für den Vespa Fahrer anbietet. Das Motorgehäuse soll für einen Polini Evo Zylinder und Polini Evo Kurbelwelle passend gefertigt werden.
Freitag 13.01.2012
Vespa Sandstrahlen
Eigentlich kein gutes Datum um einen Rahmen vom Sandstrahlen abzuholen. Aber erfreulicherweise und allen Befürchtungen zum Trotz, ist nach dem Sandstrahlen viel wertvolles Vespa-Blech übrig geblieben. Natürlich offenbart uns die betagte italienische Dame die eine oder andere Delle nach dem der über 30 Jahre alte Lack entfernt ist.
Alles in allem aber nichts gravierendes.
Um die Blecharbeiten kümmert sich Dirk, Meister an Absetzzange und Karosserie-Feile.
Montag 16.01.2012
Die Bremsen des Rollers
Heute nehmen wir mal die Bremsanlage in Angriff… Damit die PK-Gabel nachher vernünftig in unserem Rahmen steht, muß die Gabel bearbeitet werden. Ohne eine entsprechende Bearbeitung würde man ein “Chopper Fahrwerk” erhalten, weil die PK-Gabel im unteren Bereich, also das Maß von der unteren Lagerschale bis zur Radmitte, länger ist als bei den V50 / ET3 Gabeln.
Dazu schicken wir die Gabel nach Würselen, zur Fa. Gelb. Dort wird an unserer Gabel der untere Lagersitz um 10mm abgedreht und das Lenkrohr um 25mm gekürzt. Armin hat Erfahrung mit umbauten dieser Art und wird diese Arbeit für uns übernehmen. Die Angelegenheit unterliegt natürlich einem gewissen Termindruck, da die Teile ja alle noch zum Lackierer müssen.
Für die geplante, hintere Scheibenbremse, muß eine eigene Radnabe gefertigt werden. Dazu lassen wir erst einmal ein Muster für die Hauptwellen Verzahnung anfertigen – hört sich jetzt erst mal einfacher an als es ist… :-)
Das Muster wird von Rennfahrer-Team-Kollege Dennis per Drahterosion gefertigt. An Dieser Stelle möchten wir “dem Denni” ganz großen Dank aussprechen, weil er immer derjenige ist, der, wenn’s mal schnell gehen muß und Teile “bis gestern” fertig sein müssen, sich absolut gewissenhaft, zuverlässig und sehr zügig um die Abwicklung solcher “Kleinigkeiten” kümmert.
…. und passen tut’s auch.
Vollhydraulische Scheibenbremse
Die vordere Scheibenbremse soll vollhydraulisch betrieben werden. Dazu ist es notwendig eine Bremspumpe am Lenker zu befestigen.
In unserem Fall entscheiden wir uns für eine AJP Bremspumpe mit einem 11mm Kolben.
Hierfür werden passende Bremspumpen-Adapter angeboten, die allerdings das umarbeiten des Lenkers unumgänglich machen. Zusammen mit einer Grimeca Bremszange mit einem 30mm Kolben sollte sich eine gute Bremsleistung bei angenehm soften Druckpunkt realisieren lassen.
Hier seht ihr den Adapter einfach nur von unten auf den Lenker gelegt, zum Einbau muß die originale Bremszugaufnahme entfernt werden:
Damit der Adapter wir hier zu sehen, so in die Aufnahme passt, muß man schon einige Minuten investieren.
Umso schöner wenn nachher alles gut zusammen passt.
Dienstag 17.01.2012
Zwischenzeitlich erreicht uns aus Österreich die Meldung, daß die Motorgehäuse in der Fertigung sind.
Rahmenstrebe
Damit unsere Racer bei schnellen Lastwechseln und starken Bremsmanövern immer schön in der Spur bleibt, bekommt er eine Rahmenstrebe an der auch später der Lenkungsdämpfer montiert wird.
Die Doppelrohrstrebe wird direkt am Steuerrohr angeschlagen. Eine Abstützung auf dem dünnen Blech vom Rahmentunnel hält erfahrungsgemäß nicht lange und kann bei heftigen Bremsmanövern abreißen. Die Streben werden seitlich unterhalb der Sitzbanknase in den Rahmen geführt und innen im Rahmen mit einer Querstrebe abgefangen.
Für den Lenkungsdämpfer heften wir eine Distanzmutter an die linke Strebe.
Noch kurz alles verschweißen und dann sitzt die Strebe.
Mittwoch 18.01.2012
Heute gehen die Felgen zum Hochglanzverdichten. Im Moment sind Sie noch in Piaggio-grau gewandet.
Donnerstag 19.01.2012
Endlich ist die Gabel wieder da. Um die 11″ Felgen unterzubringen und den dadurch entstehenden Spurversatz von 8mm auszugleichen, müssen wir die Gabel vor dem zusammen schweißen leicht verdrehen. Alle Teile werden erstmal trocken zusammen gesteckt um auszumessen wie weit die Gabel/Schwinge verdreht werden muß.
Durch das leichte verdrehen der Gabel wandert die Stoßdämpferaufnahme soweit nach außen, das natürlich der Kotflügel nicht mehr passt. Dazu aber später, erst wird noch die Gabel fertig verschweißt. Zusammen mit der eingesetzten Hülse, die die Trennstelle wieder verstärken soll, wird die Gabel in Lagen verschweißt.
Nach dem verschweißen wird die Naht noch geglättet und verputzt.
Jetzt zum Kotflügel, damit der PK Stoßdämpfer mit seiner Aufnahme noch unter den Kotflügel passt, muß dieser verbreitert werden. Zuerst wird der Kotflügel aufgetrennt. Anschließend wird er mit Blech um ca. 10mm verbreitert.
Das ganze wird dann noch hübsch gemacht und auf die Gabel angepasst. Wie man hier in der Seitenansicht schön sieht, kommt der Kotflügel jetzt leider doch an den Rahmen. Mit etwas sanften zureden passt dasganze am Ende aber doch…
Freitag 20.01.2012
Durch das abdrehen der Gabel fällt der untere Lenkanschlag weg. Der muß natürlich wieder ersetzt werden. Die richtige Position im Rahmen an zu zeichnen gestaltet sich ein bisschen schwierig.
Anschließend wird der Lenkanschlag angeschweißt.
Die ET3 besitzt original eine Zündschloß, da wir im Endeffekt allerdings nur einen Killschalter verwenden stört das Loch im Lenkkopf. Da wir einen Fastflow Benzinhahn mit Reserveanzeige einbauen möchten, bietet sich der frei gewordene Platz für die Kontrollleuchte der Reserveanzeige an. Nach dem zu schweißen der Schloßöffnung muß der Lenker wieder geglättet und eine passende Ausfräsung für die Kontrollleuchte gemacht werden.
Nach dem jetzt erstmal alle Arbeiten an den zu lackierenden Teilen erledigt sind, geht es an die Vorbereitung zur lackierung. Der Roller soll bei Pfeil Design in Österreich sein Farbkleid bekommen. Doch bevor der Rahmen und die Anbauteile zu Lackieren in das Nachbarland geschickt werden, wird der Rahmen hier vor Ort gefüllert und grundiert.
Montag 23.01.2012
Der Rahmen und die Anbauteile sind fertig grundiert und gefüllert.
Die ganze Herrlichkeit wird in eine Holzkiste gepackt und für den Versand nach Österreich vorbereitet.
Bon voyage!
Gernot hat eben geschrieben das die Motorgehäuse auf dem Weg sind…
Schon an gekommen ist der Falc-Ansauger den wir für den Polini Evo verwenden wollen.
Dienstag 24.01.2012
Die Felgen sind vom Hochglanzverdichten wieder da :-)
Auch das Motorgehäuse ist angekommen :-) Is’ schon echt heftiges Zeug..
Damit am Hinterrad auch hydraulisch gebremst werden kann, muß ich noch kurz eine Teilhydraulik basteln. Zutaten sind das originale Bremspedal und der Bremszylinder einer TPH 125.
Sieht so aus als wenn das sogar funktioniert :-)
Donnerstag 02.02.2012
Jetzt wo alle Teile beim Lackierer sind, kann man sich dem Motor widmen.
Der Racer soll auf der Straße und über größere Rundstrecken bewegt werden.
Daher stellen wir ein entsprechendes Getriebe zusammen.
Damit man bei der zu erwartenden Leistung beim Beschleunigen nicht ständig den Lenker im Gesicht hat, also das Vorderrad die Straße verlässt, nehmen wir Gang 1 und 2 aus dem DRT sortiment um die beiden Gänge zu verlängern.
Gang 3 und 4 bleiben auf der Hauptwelle original. Die fertig bestückte Hauptwelle wird mit einer DRT “Runner” Nebenwelle kombiniert, die wiederum Gang 3 und 4 verkürzt. Dadruch erreicht man eine engere Gangabstufung was sich positiv auf das Beschleunigungsverhalten von unserem Racer auswirkt und mit ziemlicher sicherheit zu einem breiten Grinsen unterm’ Helm führt.
Bei der Schaltklaue setzen wir ebenfalls auf eine DRT Ausführung
die von einer verstärkten Schaltfeder im Zaum gehalten wird.
Zum Einbau der Schaltfeder gibt es viele verschiedene Werkzeuge und Maßnahmen, wir verwenden einfach eine lange SW5 Nuß aus dem Knarrenkasten.
Damit man beim nächsten Schaltklauen wechsel weiß wo man den Daumen drauf halten muß damit die Schaltkugeln sich nicht in die Erd nahe Umlaufbahn verabschieden, Markieren wir einfach kurzerhand die Einbauposition.
Bei der Montage der Gangräder sollte man immer die richtige Einbaulage kontrollieren.
Wenn alle Gangräder aufgefädelt sind, gilt es das Spiel einzustellen.
Bei neuen Schulterringen kann man das Spiel enger wählen, da die Schulteringe auf den ersten Kilometern noch einlaufen. Ein Einbaumaß von 0,05mm-0,10mm ist Erfahrungsgemäß ausreichend.
Montag 06.02.2012
Und weiter geht es…
Heute probiert das Motorgehäuse die Scheibenbremse an…